Dio santo! Der Fluch mit selbstgemachter Pasta.

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Als Hobbykoch sucht man ja immer neue Herausforderungen und durchläuft verschiedene Phasen der Selbstverwirklichung. Selbstverständlich behauptet man immer, dass man ausschliesslich aus Spass kocht und es nur für sich selbst und seine Familie macht. Aber seien wir ehrlich: wie bei der Weihnachtsbeleuchtung, bei der jedes Jahr mehr Technik verbaut wird, versuchen wir unsere Freunde mit kulinarischer Höchstleistung zu beeindrucken und wollen jedes Mal mehr bieten. Die Familie kann den x-ten Versuch mit den neuen Rezepten, der neuen Maschine oder der neuen Technik schon nicht mehr sehen und hat ständig Ausreden, wieso es heute einfach wieder mal eine lauwarme Pizza vom Kurier sein soll.

Ein beliebter Tummelplatz, seine ganze kulinarische Potenz zu beweisen, ist hausgemachte Pasta. So schwierig kann das ja nicht sein. Schliesslich haben Sie erst vergangen Sommer in Bari den Nonnas im Schatten der über der Strasse flatternden Wäsche zugeschaut, wie sie scheinbar mühelos und dabei noch ständig plappernd auf einem Holzbrett perfekte Orecchiette machten.

Aus leidvoller Erfahrung wissen Sie aber, dass das alles nicht so leicht ist. Die Pastamaschine, welche Sie extra auf dem Mercato gekauft haben, steht seit vielen Jahren unbenutzt ganz oben im Schrank. Das grosse Holzbrett, dass Sie hier im extravaganten Küchenladen gekauft haben und auf dem Sie von Angnolotti bis Volanti alles machen wollten, was die italienische Küche hergibt, steht im Keller und hat schon ein bisschen Schimmel angesetzt.

Die vermeintlichen Hürden sind vielfältig: es beginnt bereits beim Kauf des richtigen Mehls. Diejenigen Hobbyköche, welche nicht nur ihre Gäste, sondern auch noch das ganze Internet beeindrucken wollen und ihre Rezepte mit Stolz auf den einschlägigen Foren oder Blogs kundtun, sprechen von Grano duro und Sie finden nur Weichweizen oder Griess? Was ist jetzt was? Kommen in den Pastateig auch Eier? Und Olivenöl, das als Geheimtipp gehandelt wird? Das letzte Mal, als Sie im Gourmetladen sündhaft teures Mehl gekauft– Sie hätten sich davon schon fast den ersten Gang beim Nobelitaliener leisten können – und Sie in der ganze Küche bereits die extradicken Wäscheleine zum Trocknen der Nudeln aufgehängt haben, war der Teig einfach nur klebrig und hat sich partout nicht durch die Nudelmaschine treiben lassen.

Wie – Dio santo! – soll man denn da überhaupt in die höheren Sphären aufrücken, wo zum Beispiel Strozzapreti serviert werden? Die Pasta, die so gut sein soll, dass daran fast der Pfaffe erstickte. Oder wie sollen schöne Ravioli entstehen, wenn jedes Stück Pasta immer nur wie Maltagliati aussehen? Und überhaupt: wie kann man zuhause Maccheroni machen?

Auf alle diese Fragen gibt es jetzt einfache Antworten. Sie stehen in einem Buch, das sich schlicht und einfach «Pasta» nennt und von Anna Pearson kommt. Seit ihrer Kindheit steht Anna gerne in der Küche. Nach einem Designstudium an der Zürcher Hochschule der Künste machte sie bei ihrer Tante in deren Tessiner Restaurant ein Praktikum und war sich sicher, dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen will, und tauschte die Computermaus gegen den Kochlöffel. Grafikdesign liegt ihr allerdings immer noch am Herzen: ihre Bücher werden regelmässig mehrfach ausgezeichnet.

Anna hat bei der Pasta fatta in casa dieselben Erfahrungen gemacht wie Sie und ich, gab aber im Unterschied zu uns nicht so schnell auf. (Ich kenne Anna aus früheren Projekten und weiss, dass sie sehr beharrlich sein kann.) Nach vielen Versuchen, langer Praxis im Restaurant Italia in Zürich und Reisen in die Toscana, wo sie sich mit Bauern, Müllern und Nonnas über die verschiedenen Getreidesorten und das Pastamachen ausgetauscht hat, weiss sie nun, wie perfekte Pasta gelingt. Und ich weiss es nach dem Lesen von «Pasta» jetzt auch und kann versichern: es ist viel einfacher als man meint. Wenn man weiss, was man tut.

Mein Vorschlag: schenken Sie dieses Buch nicht ihren Freunden oder ihrem Liebsten, die bisher vergeblich versuchten, mit selbstgemachter Pasta Ihre Anerkennung zu bekommen – sie könnten es falsch verstehen. Schenken Sie dieses Buch sich selbst und versöhnen Sie sich mit allen bisherigen Erfahrungen in der Pastaherstellung. Sie werden sehen: es kann so einfach sein, dass sie wahrscheinlich gar keine Pasta mehr kaufen wollen.

Einkaufstipp: Das Buch von Anna Pearson gibt es im Buchhandel und auf ihrer Website editiongut.ch, aber ganz bewusst nicht auf Amazon.

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