Es gibt eine verbreitete Vorstellung, dass Künstliche Intelligenz heute alles kann: Texte schreiben, Entscheidungen vorbereiten, Strategien simulieren. Was dabei oft vergessen geht: Diese Werkzeuge sind nur so klug wie die Menschen, die sie bedienen. Und genau hier zeigt sich eine stark unterschätzte Ressource: Erfahrung.
KI braucht Kontext. Sie kann Wahrscheinlichkeiten berechnen, Muster erkennen, Inhalte kombinieren. Aber sie weiss nichts über Visionen, Strategien, implizite Kulturregeln, politische Fallen oder das feine Spiel zwischen Worten und Wirkung. Genau hier kommt das ins Spiel, was erfahrene Führungskräfte mitbringen: Urteilskraft, Mustererkennung im Menschlichen, strategisches Gespür.
Ich erlebe in meinen Coachings immer wieder, wie Menschen mit 25, 30 Jahren Berufserfahrung sich gegenüber KI "nicht kompetent genug" fühlen. Dabei sind sie es, die den Unterschied machen. Sie können Tools wie ChatGPT nicht nur nutzen – sie müssen sie führen. Und das ist eine ganz andere Qualität.
Ein Prompt ist kein Befehl. Ein Prompt ist eine Hypothese, eine Idee, ein Impuls. Wer mit Klarheit, Tiefe und Differenzierung denkt, führt eine KI dazu, gute Antworten zu liefern. Wer seine Erfahrung in präzise Prompts übersetzen kann, erhält Ergebnisse, die keine Maschine von allein liefern würde.
In Zeiten des technologischen Wandels brauchen wir nicht weniger Menschen mit Erfahrung – wir brauchen mehr. Aber wir brauchen sie in neuen Rollen: nicht als Verwalter von Routinen, sondern als Navigatoren im Ungewissen. Als Sparringspartner für Systeme, die zwar schnell rechnen, aber nicht denken können.
KI ist kein Ersatz für menschliche Intelligenz. Sie ist ein Verstärker für jene, die bereit sind, ihr Wissen zu transformieren. Und das ist keine Frage des Alters, sondern des Blickwinkels.
Fazit: Wer Erfahrung hat, hat die wichtigste Voraussetzung, um KI sinnvoll einzusetzen. Was es braucht, ist Neugier, Offenheit – und vielleicht ein Coach, der hilft, das eigene Potenzial im digitalen Kontext neu zu lesen und neu zu denken.