«Camping Cuisine»
Sommerzeit ist Ferienzeit. Viele suchen die Erholung in Hotels und lassen sich an Buffets und in Restaurants kulinarisch verwöhnen. Andere finden die Erholung auf (meistens) vier Rädern und erkunden die Feriendestination mit dem Wohnmobil, vulgo Camper.
Die Camping-Koch-Erfahrungen des Autors beschränken sich auf traumatisierende Erlebnisse in der Winter-Rekrutenschule. Sämtliche Versuche, den Inhalt einer Büchse Notvorrates zu erwärmen oder ein Steckenbrot zu backen, scheiterten: Kaum war die zum Notvorrat gehörende Büchse mit Brennpaste angezündet, versank sie im tiefen Schnee, und die extra tief gegrabene Feuerstelle war wieder zugeschüttet, bevor der Teig überhaupt um den Stecken gewickelt war. Vor dem Hungertod retteten nur die berühmt-berüchtigten Militärbisquits und die Militärschoggi.
Von ganz anderen Erfahrungen zu berichten weiss Bastian Seelhofer. Im Gespräch erzählt er, dass er die Lust am Campen quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat. Soweit seine Erinnerungen reichen, hat er mit seiner Familie Ferien im Camper gemacht. Der Vater – ein begeisterter Schreiner mit eigener Schreinerei – hat das Ferienhaus auf Rädern selbst ausgebaut. Nie hat die Familie Seelhofer Ferien irgendwo stationär verbracht, sondern als temporäre Nomaden alle Herren Länder erkundet.
Kaum hatte Bastian sein «Billett», baute er in Vaters Schreinerei seinen eigenen Camper. Aus einem alten, orangenen Zweifel-Chips-Lieferwagen entstand das Gefährt, das ihn fortan in jeder freien Minute an nahe und ferne Ziele brachte. Fast zehn Jahre war sein erster, selbstgebauter Camper sein zweites Zuhause. Davon war er zwei Jahre am Stück unterwegs und hat vom hohen Norden bis zum Kap Tripiti – dem südlichsten Punkt Europas – den Kontinent entdeckt.
Seine gemachten Erfahrungen wendet er heute als Mitinhaber von Biwak Lab an: In der Werkstatt in Allschwil werden Traumcamper für Individualisten gebaut. Und kaum jemand weiss in der Region besser, wie man unterwegs am besten kocht.
Gut geplant ist halb gekocht
Wichtig sei, erzählt er mit grosser Ernsthaftigkeit, dass man sich bewusst ist, wie man sich unterwegs verpflegen will. Wer seine Ferien stationär auf einem Campingplatz verbringt, hat andere Bedürfnisse, als wenn man hauptsächlich «on the road» ist. Die grösste Limitierung ist fast immer der Platz. Vorratsschränke und Tiefkühltruhen gibt es auch in den grössten Campern nicht. Auch der Kochherd bietet selten mehr als ein bis zwei Kochstellen an.
Losfahren und beim ersten Supermarkt einkaufen, ist also keine gute Idee. Auch wenn man einen Kühlschrank an Bord hat: Auf Routen südlich der Alpen wird es in einem Camper wärmer als zu Hause und auch Früchte oder Gemüse, die nicht gekühlt werden müssen, verderben schneller, als man es von zu Hause gewohnt ist.
Kultur geht durch den Magen
Überhaupt, meint Bastian, lernt man ein Land, seine Kultur und die Bewohner am besten kennen, wenn man isst, was ist. Also auf den kleinen Wochenmärkten, beim lokalen Gemüsehändler, Metzger oder Fischer einkauft. Essen überwindet jede Sprachbarriere: mit Händen und Füssen auf das zeigen, was man möchte und sich ganz ohne Worte bestens mit der lokalen Bevölkerung verstehen.
Dennoch sollte man immer folgendes an Bord haben: Salz, Pfeffer – wer nicht ohne kann auch Aromat –, Öl und zwei Pack Pasta und zwei Dosen Tomatensauce, als Notlösung, wenn die ganze Dorfbevölkerung genau an diesem Tag den lokalen Heiligen verehrt und kein einziger Laden offen hat.
Das täglich Brot
Egal, wie offen man als Entdeckerin und Reisender is(s)t: Das erste, was einem fehlt, ist das heimische Brot. Irgendwann hat man einfach genug vom salzlosen Weissbrot oder von fluffigen Fladen und man hätte Lust, wieder mal in ein chüschtiges Vollkornbrot zu beissen. Auch wenn im Camper fast nie ein Backofen vorhanden ist: die Lösung heisst Omnia-Ofen. Das schwedische Kultprodukt wurde in den 40er Jahren erfunden. Das Einzige, was sich seit seiner Erfindung geändert hat, ist die Farbe des Deckels: Statt schwedisch-blau ist er jetzt rot. Er ist in Hunderttausenden von Wohnwagen, Wohnmobilen und Booten zu finden. Er ist in Berghütten ebenso anzutreffen wie neben Campingzelten oder als Begleiter bei Fahrten im Gelände.
Kleine Zelte, grosse Herausforderungen
Wer nur mit einem kleinen Zelt unterwegs ist, schätzt oder begnügt sich oft mit einer frugalen Küche. Das aus dem Französischen entlehnte Wort steht für eine bescheidene und einfache Art des Kochens. Wer schon einmal versucht hat, bei Wind und Regen unter dem kleinen Zeltvordach Spaghetti zu kochen, weiss, wie schnell alles buchstäblich den Bach runtergeht. In solchen Momenten helfen oft nur ein wenig Roggenbrot, das gut verpackt lange haltbar ist, und ein paar Scheiben Dauerwurst, wie etwa ein Landjäger, der auch namentlich perfekt zur Situation passt.
Bubbel-Pizza
Da der Omnia-Ofen in der Mitte eine Art Kamin hat, um die Hitze im Ofen zu verteilen, haben alle Brote, Pizzen, Focaccias oder Aufläufe in der Mitte ein Loch. Man nennt die Brote und Pizzen, die darin gebacken werden, deshalb auch liebevoll Bubbel-Pizza oder Bubbel-Brot.
Zutaten:
250 g Mehl
1/2 Pck. Trockenhefe
wenig Salz
200 ml Wasser
1 EL Olivenöl
1 EL Tomatenmark
100 g passierte Tomaten
1/2 Peperoni
100 g Schinken oder Salami oder eine andere lokale Spezialität
50 g Würfeli eines saisonalen und regionalen Gemüses
100 g Mozzarella oder Reibkäse
Kräuter
Zubereitung:
Mehl, Hefe, Salz, Öl und Wasser in eine Schüssel geben und zu einem Teig verarbeiten und für eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Teig in kleine Kugeln formen und die Teiglinge nacheinander in die Form legen. Tomatenmark auf den Teiglingen verteilen, die passierten Tomaten darüber geben, Peperoni, Schinken, Gemüsewürfeli und Reibkäse darüber verteilen und leicht salzen. Für 7 Minuten auf hoher Stufe backen und anschliessend für 30 Minuten auf kleiner Stufe fertig backen. Vor dem Servieren grob geschnittene, frische Kräuter darüber verteilen.